Beschreibung
Enthauptete Gemälde oder das geheime Archiv des Schuhdesigns? Beschuht verrät der Fuß in den Fotografien des preisgekrönten Fotografen Lois Lammerhuber ungeahntes über die Menschen in den Gemälden des Louvre. Die Ausschnitte stehen nicht nur als Kunstwerke für sich, sondern sind auch als Studie der Schuhmoden über Jahrhunderte hinweg und als Ausflug in die Sozialgeschichte zu betrachten.
Für den französischen Schriftsteller Georges Bataille ist der Fuß – oder vielmehr der große Zeh – „der menschlichste Teil des menschlichen Körpers“. Die fast intimen Fotografien von Lois Lammerhuber heben die Welt der Füße und Schuhe auf Augenhöhe. Zu sehen sind grazile Schuhe und kräftige Füße, Füße ohne Schuhe und Schuhe ohne Füße, in Schuhe eingesperrte und in Schuhe eingebettete Füße. Eine Vielzahl von Schuhen kann Geselligkeit ausdrücken oder Bedrohung. Wer trug Stiefel, wer Sandalen? Wer trug einen Absatz und wer ging in Pantoffeln? Hunde, Rocksäume, Stufen, Teppiche, Stuhlbeine, Fliesen, Krücken und Besen werden zu Requisiten auf der Bühne des Schuhs. Unsicherheit, gebieterisches Auftreten und Anmut vollziehen sich bis hinab in die Schuhspitzen.
Es ist der Blickwinkel, der nicht nur für Kunst-, sondern auch für Schuhliebhaber und andere Betrachter eine Besonderheit darstellt. Raphael, Goya oder Ingres waren gewiss keine Schuhdesigner, sondern sie zählen zu den berühmtesten Malern der Kunstgeschichte. Allerdings zeichneten sie in ihren Gemälden auch Schuhgeschichte auf und produzierten damit unabsichtlich ein Archiv jener Stile, die zwischen 1280 und 1863 die Auftritte der Menschen im Sinne des Wortes getragen haben.
Die Kunstwissenschaftlerin und Schriftstellerin Margo Glantz, eine Ikone der mexikanischen Literaturwissenschaft, hält den geistvollen Diskurs mit dem Betrachter, der ihm unvermutete Gedanken über Malerei und Schuhdesign, über Geschichte und Soziologie der Welt der Schuhe öffnet. Der Redaktion des Buches widmet sich Catherine Belanger, jahrzehntelange PR-und Marketing-Leiterin des Louvre.