Beschreibung
„Man muss sich die Gelüste des Menschen als ein Meer aus bunten Murmeln vorstellen. Unmöglich, sie alle zu zählen. Und ständig findet man eine, die man noch nicht kannte.“ Nora Gantenbrink, Stern-Redakteurin und Autorin des Buches.
Florian Müller fotografiert Fetischisten: Menschen, die sich als Hunde verkleiden oder gefesselt an die Decke hängen lassen. Es ist ihre Art, sich zu entspannen und Erfüllung zu empfinden. Auf den ersten Blick sieht man Maskerade, kafkaeske Szenen, Totentänze, Verwandlungen zum Tier, zum Sklaven, zur eingeschweißten Made. Hinter der Maskerade verbergen sich Geschichten von Menschen und ihren Bedürfnissen. Von Wünschen, Wunden und Träumen. Florian Müllers mehrfach ausgezeichnete Fotos erzählen uns diese Geschichten.
Das allgemeine Bild fetischistischer Sexualität ist von Gewaltfantasien, Lack und Leder geprägt. Jedoch ist die Vielfalt weitaus größer. Florian Müllers Bilder sind nur auf den ersten Blick schwarz-weiß. Wer genau hinsieht, erkennt Grautöne, Schattierungen. Mehrere Jahre hat er an seinem mehrfach ausgezeichneten Fotoprojekt über sexuellen Fetischismus in Deutschland gearbeitet, über 10 000 Kilometer ist er dafür gereist. Er traf auf Personen, die in der Gesellschaft oft als „pervers“ gelten. Diese wollen aber nicht gesellschaftlich stigmatisiert werden sondern fanden durch ihren Fetisch ganz einfach zu einem erfüllteren Leben, einige sagen: „zu sich selbst.“
Manchmal dauerte es Wochen bis sie ihm vertrauten und an ihren so genannten Sessions teilhaben ließen, an ihren sexuellen Spielen. Florian Müller missbrauchte ihr Vertrauen nicht. Er nahm die Menschen vor seiner Kamera ernst, bediente keine Klischees. Seine Bilder sind nicht abstoßend, sondern nah, fast zärtlich. Wie die Domina ihren Gast umarmt. Wie ein Frührentner im Vakuumbett Erfüllung findet. Wie ein Mann, der gerne in die Rolle eines Pferdes schlüpft, plötzlich ganz ruhig wird. „Die meisten Sessions sind erschreckend harmlos. Was die Personen eint, deren Geschichte in meinen Bildern zu sehen sind, ist die sinnstiftende Suche nach elementaren menschlichen Bedürfnissen wie Freiheit, Wärme und Geborgenheit, ja vielleicht sogar Glück.“